Begriffe und Definitionen


Begriffe in alphabetischer Reihenfolge

Die Definitionen sind im Kontext mit dem Thema Eigenmietwert formuliert und können den Einstieg in die komplexe Materie erleichtern. Die Definitionen sind wissenschaftlich betrachtet nicht perfekt und auch nicht immer ganz neutral ...

Eigenmietwert
Je nach Kanton 60 bis 100% einer vergleichbaren Jahresmiete. Also 60 bis 100% des Betrages, den ein Wohneigentümer im Falle einer Miete für seine Wohnung bezahlen müsste. Der Eigenmietwert ist ein aussagekräftiger Indikator für den Wohnkonsum. Volkswirtschaftlich gesehen ist der Eigenmietwert ein Naturaleinkommen. Trotzdem nehmen viele den Eigenmietwert als fiktives Einkommen wahr.

 

Detail: Ein zunehmender Hypothekarzinssatzes führt bei Mieten zu einer Erhöhung und umgekehrt. Der Eigenmietwert kennt diese Abhängigkeit nicht. Darum entspricht der Eigenmietwert einer Miete bei mittlerem Hypothekarzinssatz.

Eigenmietwert (100%)
Der nicht reduzierte Eigenmietwert entspricht weitgehend dem Begriff "imputed rent". Der Wert "imputed rent" erleichtert den Vergleich von Volkswirtschaften. Damit kann berücksichtigt werden, dass das Wohnen im Eigenheim ebenfalls einen Ertrag darstellt.

Eigenmietwert 2.0
Dieser Lösungsansatz will die Steuern beim Wohneigentum radikal ändern. Der Eigenmietwert soll dabei nicht mehr als Einkommen, sondern neu als Konsum aufgefasst werden. Dieser Ansatz basiert auf der Auffassung, dass Wohnen steuerlich drei Aspekte hat: Vermögen, Einkommen und Konsum.

Eigenmietwertabschaffung
Steuerbefreiung für selbstgenutztes Wohneigentum. Die Initiative 17.400 der ständerätlichen Wirtschaftskommission sieht vor, den Eigenmietwert am Hauptwohnsitz nicht mehr zu besteuern. Bei Zweitwohnungen hingegen bliebe die Eigenmietwertbesteuerung unverändert in Kraft.

Eigenmietwertbesteuerung
Die Eigenmietwertbesteuerung ist das aktuelle Steuermodell für den Eigenmietwert in der Schweiz. Der Eigenmietwert wird zum Lohn addiert und erhöht so das steuerbare Einkommen. Wegen der Steuerprogression resultieren überproportional hohe Steuern. Der jährliche Hypothekzins und die Unterhaltskosten dürfen subtrahiert werden, was die Steuern reduziert. Das Steuermodell hat viel Nachteile, kann aber mangels Konsensbereitschaft weder korrigiert noch abgeschafft werden.

Einheitssteuer
Der Begriff Einheitssteuer bezeichnet verschiedene Steuerkonzepte. Im Fall der 8%-Wohnsteuer ist das Flat Tax-Konzept gemeint. Die Steuern des Wohnens wären dann proportional zum Wohnkonsum, resp. Eigenmietwert oder Miete.

fiktives Einkommen
Ein fiktives Einkommen ist ein Einkommen, welches man sich ausgedacht hat. Im Sinne der Meinungsfreiheit kann der Eigenmietwert als fiktives Einkommen bezeichnet werden. Gemäss Volkswirtschaftslehre handelt es sich hingegen um ein Naturaleinkommen.

Generationenvertrag
Sinnbildlich für die Vorstellung, dass man sich auf einen Ausgleich zwischen den Generationen einigt. Dazu gehören z.B. Personen, die ihren Zivildienst im Pflegeheim leisten oder wohlstehende Betagte, die hohe Steuern bezahlen und so junge Familien entlasten.

Gleichmässigkeit der Besteuerung
Der Begriff stammt aus dem Verfassungsartikel 127.2. Er kann dahingehend interpretiert werden, dass bei den Steuern für alle dieselben Massstäbe gelten. Naheliegend wären so betrachtet ähnliche Steuererträge von Miet- und Eigentumswohnungen.

Hauptwohnsitz
In der Regel die Wohnung, in der man zur Hauptsache wohnt. Wer zu ähnlichen Teilen an verschiedenen Orten wohnt, kann den Hauptwohnsitz frei wählen und so seine Steuern optimieren.

Hauseigentümer
Hauseigentümer besitzen ihr eigenes Wohnhaus. Daneben können sie weitere Immobilien besitzen, welche sie vermieten. Vermutlich verstehen sich auch viele Besitzer von Eigentumswohnungen als Hauseigentümer.

Hauseigentümerverband (HEV)
Der HEV ist mit über 320'000 Mitgliedern einer der mächtigsten Verbände der Schweiz. Er steht der SVP nahe und vertritt die Interessen von Hauseigentümern, d.h. Eigentümer von selbstgenutztem Wohneigentum und Mietwohnungen. Dass die problematische Eigenmietwertbesteuerung noch nicht abgeschafft wurde, hat der HEV zu einem grossen Teil mitzuverantworten.

Hausverein Schweiz
Der Verein mit ca. 14'000 Mitgliedern vertritt die Interessen von Hauseigentümern, welchen soziale Werte und Nachhaltigkeit am Herzen liegen. Die Hauseigentümer können Wohneigentümer oder Vermieter sein. Der Verein versteht sich als Alternative zum einflussreichen Hauseigentümerverband.

Hypothek
Hypothek wird oft als Synonym von Baukredit verwendet: "Er hat eine Hypothek aufgenommen". Genau genommen ist die Hypothek die Sicherheit für die Bank, die den Kredit gibt. Sollte der Kreditnehmer das geliehene Geld nicht zurückbezahlen können, bleibt der Bank die Immobilie als Sicherheit.

Hypothekarzins
Jährlicher Betrag, den ein Kreditnehmer der Bank bezahlen muss. Es sind seine Kosten für das Ausleihen von Geld. Wegen der Geldentwertung ist der tatsächliche Gewinn einer Bank in der Regel kleiner als erwartet.

Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK)
Im Nationalrat und im Ständerat gibt es Arbeitsgruppen, welche sich auf bestimmte Themen konzentrieren. Die WAK ist u.a. für Steuerfragen zuständig. Wir unterscheiden WAK-S (Ständerätliche Kommission) und WAK-N (Nationalrätliche Kommission).

Mieteinnahmen
Miete aus Sicht des Vermieters. Private Vermieter oder Unternehmen, welche Wohnungen vermieten sind bestrebt, einen Gewinn zu erzielen. Je höher der Gewinn, desto höher auch die zu bezahlenden Steuern.

Naturaleinkommen
Nicht monetäres (auf Geld beruhend) und daher schwer messbar Einkommen. Dieses Einkommen kann die Form von Naturalien haben wie z.B. landwirtschaftliche Produkte oder auch die einer Wohnung, die man sich selber zur Verfügung stellt.

Pauschalbesteuerung
Siehe Einheitssteuer.

Progression
Eine Progression ist eine Zunahme. Bei der Steuerprogression bedeutet dies, dass der Steuersatz für hohe Einkommen höher ist als für kleine. Daraus resultieren überproportional hohe Steuern für hohe Einkommen.


Schätzung des Eigenmietwertes
Die Schätzung des Eigenmietwertes ist kantonal geregelt. Wichtige Faktoren dabei sind Grösse, Ausstattung und Lage einer Wohnung, resp. eines Hauses. Um nicht jede Liegenschaft individuell neu schätzen zu müssen, werden gelegentlich die Schätzungen ganzer Gemeinden um z.B. 10% angehoben. Solche Anpassungen haben zum Ziel, dass die Eigenmietwerte in etwa den vergleichbaren Mietzinsen entsprechen.

Selbstdeklaration
Wer Zoll oder Steuern bezahlen muss, gibt die entsprechenden Werte selber an. Gewisse Werte erfordern dabei Belege, andere nicht. Betreffend Eigenmietwert könnte Selbstdeklaration bedeuten, dass jeder seine Liegenschaft selber einschätzt und auf eine kantonale Schätzung verzichtet wird.

steuerbares Einkommen
An einem bestimmten Wohnort ist das steuerbare Einkommen für die meisten Haushalte der wichtigste Steuerfaktor. Je höher der Lohn und je kleiner die  Abzüge, desto höher das steuerbare Einkommen und damit die Steuern.

Steuerbefreiung
Zur Vereinfachung oder weil ein Staat bestimmte Steuern nicht benötigt, kann er sie aufheben. Dabei muss er die Gleichbehandlung im Auge behalten. Wenn z.B. Hauseigentümer von Wohnsteuern befreit werden, ist zu prüfen, ob auch Mieteinnahmen von Steuern zu befreien sind.

Steuerertrag
Einnahmen von Steuern durch den Bund, die Kantone und die Gemeinden. Besonders wichtig sind dabei die Einkommenssteuern. Ein Teil der Einkommenssteuern basieren auf dem Eigenmietwert und privaten Mieteinnahmen.

Steuermodell
Methode zum Berechnen von Steuern. Dabei werden folgende Faktoren berücksichtigt: Was zu versteuern ist, welche Abzüge zulässig sind, welcher Steuersatz zur Anwendung kommt, ob die Steuern proportional oder progressiv sind, usw.

Systemwechsel bei der Wohneigentumsbesteuerung (17.400)
Titel für die ständerätliche Initiative betreffend Eigenmietwert. Allerdings betrifft die Steuerreform nicht das Wohneigentum (Vermögenssteuer) sondern die Frage, ob der Eigenmietwert als Naturaleinkommen versteuert werden soll oder nicht.

Unterhaltskosten
Jedes Gebäude ist Alterung unterworfen. Unterhaltsarbeiten können diese Alterung verzögern. Allerdings sind Reparaturen an Gebäuden meist mit erheblichen Kosten verbunden.

Verursacherprinzip
Regel die jenen bezahlen lässt, welcher Kosten verursacht. So werden zum Beispiel die Infrastrukturkosten einer Gemeinde dadurch verursacht, dass diese durch Liegenschaften und ihre Bewohner benötigt werden. Entsprechend macht es Sinn, wenn die Hauseigentümer an diesen Kosten beteiligt werden.

wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
Primär sind damit die finanziellen Möglichkeiten einer Person oder einer Familie gemeint; bei unverändertem Vermögen. Steigernd wirken Lohn, Kapitalerträge, selbstgenutztes Wohneigentum, usw. Reduzierend wirken Schuldzinsen und andere (finanzielle) Verpflichtungen.

Wohneigentümer
Person mit Wohneigentum. In der Regel wohnt ein Wohneigentümer in seinem Haus oder in seiner Wohnung (Stockwerkeigentumswohnung).

Wohneigentumsförderung
Laut Verfassungsartikel 108 soll der Bund den Privatbesitz von Wohnungen fördern. (Der Artikel besagt ausserdem, dass sich der Bund generell für die Reduktion der Wohnkosten stark machen soll, d.h. für Wohneigentümer und Mieter.)

Wohnkonsum
Wohnen kann als Konsum aufgefasst werden. Die dazu benötigten Leistungen kommen in der Regel vom Vermieter oder vom Wohneigentümer. Bei selbst genutztem Wohneigentum stellt sich der Eigentümer die Wohnung selber zur Verfügung. Wohnkonsum beansprucht vergleichsweise viele Ressourcen: Bauland, Heizenergie, Grauenergie, Reinigungsmittel, usw.

Wohnsteuer
Neue Steuer für das Wohnen als Ersatz für die Eigenmietwertbesteuerung und die heutigen Steuern auf Mieteinnahmen. Im Fall der 8%-Wohnsteuer blieben die Mieten weitgehend unverändert. Dank reduzierter Steueroptimierung würde der moderate Steuersatz von 8% zu einem wesentlichen Steuerertrag führen.